Wettingen - Zisterzienserkloster
Kreuzgang: Einführung und Südarm
Das Kloster Wettingen verdankt seine internationale Bekanntheit vor allem seinem Kreuzgang. Dort befindet sich nämlich der grösste am originalen Ort verbliebene Kabinettscheibenzyklus der Kunstgeschichte. Die Architektur des Kreuzgangs verrät viel über die Wandlung des zisterziensischen Geistes von der Ursprungszeit bis ins 19. Jahrhundert.
Der Kreuzgang kann ohne Führung besichtigt werden. Betritt man ihn durch den Haupteingang im Westen, fallen zuerst die Kontraste zwischen den in Stuck gefertigten Figuren an den Wänden und der kahlen, einfachen Holzdecke und zwischen den schlichten, weissen Wänden und den bunten Kabinettscheiben auf. Die vorherrschende kahle und schlichte Architektur ist typisch zisterziensisch. An den mit Figuren verzierten Wänden und den Schmuckstreifen über den Kreuzgangfenstern widerspiegelt sich aber der nachreformatorische Geist des Abtes Peter II. Schmid.
Begibt man sich zum Südarm, so stösst man auf eine vermauerte Tür. Diese führte einst in die Klosterküche. Da dieser Raum heute aber anderweitig genutzt wird, wurde der Zugang versperrt. Der Gang dem Südarm entlang nach Osten führt vorbei an zahlreichen Scheiben, die grösstenteils von Klöstern und Chorherrenstiften stammen. Die meisten wurden durch die Anfrage von Abt Peter II Schmid gestiftet und vom Zuger Künstler Christoph Brandenberg erstellt. In der Mitte dieses Arms steht in der Innenwand ein Brunnen. Hier stand ursprünglich ein typisch zisterziensisches Brunnenhaus. An der Aussenwand des Kreuzgangs steht eine grosse Holztür. Sie bietet Zugang zum Refektorium, das aber während der Schulzeit nicht zugänglich ist. Folgt man dem Kreuzgang weiter nach Osten, passiert man den vermauerten Zugang zum Kalefaktorium und gelangt schliesslich zur grünen Tür zum alten Parlatorium. Dieser Raum wurde inzwischen restauriert und wird heute von modernen Säulen gestützt. Ansonsten haben sich aber die ursprünglichen Strukturen erhalten, sodass noch heute die strenge Arbeitsmoral der Mönche an den schmucklosen, massiven Wänden widerhallt.
Kreuzgang: Nordarm
Vom Kircheneingang nach Westen hin folgt der älteste Teil des Klosters, der Nordarm. Die Fenster sind hier nicht wie vorher gotisch, sondern romanisch und enthalten Bilder verschiedensten Ursprungs und Alters. Die Brustbilder reichen teilweise bis ins Jahr 1285 zurück und gehören zu den ältesten zisterziensischen Glasmalereien. Obwohl man hier am ältesten Teil des Kreuzgangs steht, ist er doch der architektonisch modernste. Über der Säulenbogenreihe auf knienden Sockeln stehen für Zisterzienser sehr untypische Figuren von Heiligen und Rittern. Noch schmuckvoller ist die Wand über der Holzbank, die früher Platz zum Lesen und Meditieren bot. Hier sind von der Kirchenpforte bis zur Eingangstür im Westen alle Äbte des Klosters mit ihren Wappen chronologisch dargestellt und teilweise auch schriftlich dokumentiert mit Ausnahme des letzten Abtes, Leopold Höchle. Er wurde erst 1840 gewählt und konnte sich deshalb nicht mehr verewigen. Dieses Zeugnis der feinen klösterlichen Stuckaturkunst ist für jeden wertvoll, der Angaben über einen Abt erfährt und gerne mehr über diesen wissen möchte. Am Ende des Nordarms befinden sich Beichtstühle. Die andere Seite ist in der Konversenkirche. Die Beichtstühle waren ursprünglich nicht für die Gemeinde sondern für die Laienbrüder gedacht. Die Patres beichteten ihrerseits im Kapitelsaal.
Kreuzgang von Südosten her